DJ Marky (Mark Pecnik) ist ein Vielreisender in Sachen Techno. Der
Mann mit dem unwiderstehlichen Gespür für sauberstes Ineinandermixen
von funky Tracks der etwas härteren, bisweilen schrägeren
Gangart, liebt seinen Beruf: "Jedes Wochenende neue Städte,
neue Leute, neue Mixe."
Von der Party ist Marky seit 1991. Seither bespielte er in Kassel
als Resident regelmäßig das Aufschwung Ost / Stammheim,
später dann das Hotel Reiss. Natürlich ist das nicht alles:
Er dreht Platten im Radio (XXl Clubnight) und in den meisten bekannten
Clubs Deutschlands, sowie auf einer Vielzahl großer Festivals
und im Ausland. Eine Auswahl: Tresor/Berlin, MTW/Offenbach, Airport/Würzburg,
U60311/Frankfurt, Ultraschall/München, Matrix/Berlin, Hirsch/Nürnberg;
Time Warp, Nature One, Unity, SonneMondSterne Festivals etc. Nicht
zu vergessen die vielen kleineren Undergroundclubs- und -partys.
Das ist die eine Seite.
Auf der anderen hat sich Marky seit 1996 der Produktion von Tracks
und engagierter Labelarbeit verschrieben. Gemeinsam mit DJ Pierre
betreibt er die Labels Hörspielmusik und Utils, auf denen er
unter dem Namen Marky bzw. Mark Pecnik oder Pseudonymen wie Nagen
& Saugen, Synewavesurfers regelmäßig eigene Stücke
veröffentlicht. Auf den Adrenalinstoß vor einer Party
will und kann Marky nicht verzichten. Dem Älterwerden in der
Welt der geraden Beats sieht er gelassen entgegen. Solange es Spaß
mache, Platten aufzulegen, sei das Alter keine wirkliche Grenze,
sagt er. Und wenn doch, gibt’s ja noch die Arbeit im eigenen
Studio. Und die ist nicht zu knapp.
Wie das anfing
Nicht Techno war der Ausgangspunkt zu Markys Karriere als DJ, sondern
HipHop. Es war Mitte der 80er als Marky, gerade zehnjährig,
den Film „Beatstreet“ sah. Der zeichnet unter anderem
den Weg eines stetig aufsteigenden New Yorker DJs nach. Marky fand
das damals ziemlich "cool". Natürlich verschwand
der Film bald wieder in den Niederungen des Halbvergessenen. Ende
der 80er dann erlag er endlich der Faszination fetter HipHop-Mixtapes.
Die Idee aus zwei Platten qua Mixing etwas völlig Anderes zu
machen, ließ ihn nicht mehr los. Das wollte er auch können.
Die Eltern spielten mit, sie kauften ihm zwei Technics und einen
günstigen Mixer. Platten waren genug da, es konnte los gehen.
Freunde empfingen alsbald allerhand Mixtapes, und da sie, was er
zusammenmischte für "fett" befanden, hörte Marky
bis heute nicht mehr auf mit dem Ineinandermischen von Platten.
Mit Techno, fand Marky heraus, konnte man mixtechnisch mehr anstellen
als mit HipHop. Also mixte er gerade Beats, träumte von einem
eigenen Studio, ging viel in Clubs, wo er unter anderem die spätere
Aufschwung-Ost-Crew kennen lernen sollte. 1993 gab es erste Bookings:
im Infam in Göttingen, im Kasselaner Spot. Mit DJ Pierre spielte
Marky bald in der Lolita Bar. Und schnell war klar – ein eigener
Club musste her. 1994 eröffnete das Aufschwung Ost / Stammheim.
Marky wurde gemeinsam mit Pierre für den Big Floor (Technofloor)
engagiert. Acht Jahre, bis zur Schließung der legendären
Institution, brachten Marky und seine Kollegen dort die Crowd regelmäßig
zum Ausrasten.
Was es braucht, was es bedeutet
"Um ein guter DJ zu werden", sagt Marky, "braucht
es vor allen Dingen das Glück, im richtigen Moment am richtigen
Ort zu sein. Denn da draußen gibt es so viele gute DJs, die
jedoch nie die Chance bekommen, irgendwo ihr Talent unter Beweis
zu stellen." Und sonst? "Liebe zur Musik natürlich,
Taktgefühl, sehr viele Platten. Und Spaß daran, jede
Woche in einer anderen Stadt zu sein." Marky hat all das, auch
deshalb war es klug, sich mit Haut und Haaren auf das DJen einzulassen,
eine Tätigkeit, von der er längst lebt und die er als
seinen Beruf bezeichnet, der ihm übrigens trotz straighter
Durchorganisation noch genauso viel Spaß macht wie früher.
Markys Mix-Stil ist extrem druckvoll, die Erzeugung einer möglichst
großen Menge Energie seine Sache. Hinzu kommt, dass er ein
überdurchschnittliches Gehör hat, so wie das Talent, Tracks
und Mixes so zu timen, dass die Körper der Tänzer schlicht
nichts anderes tun können als zu tanzen – perfekte Partys
also. Gern erinnert sich Marky an das Stammheim: "Wenn Samstags
um 24 Uhr die Türen zum Big Floor aufgingen und dann bis Sonntags
um 14 Uhr getanzt wurde. Das war toll. Man konnte dann spielen,
was man wollte, ohne dass auch nur ein Mensch den Dancefloor verlassen
hätte."
Produktionsprozesse
1996 gründete Marky gemeinsam mit DJ Pierre das Label Hörspielmusik,
eine Plattform für junge Künstler wie Quick & Smart,
TSR, einige andere und selbstverständlich – für
ihn selbst. Hörspielmusik ist bekannt für seinen bisweilen
experimentellen, jedoch immer dancefloor-orientierten Technosound.
Über den Schritt vom DJ zum Labelbetreiber sagt Marky: "Nachdem
das mit dem Auflegen geklappt hatte, war der nächste Schritt
eben, sich ein eigenes Studio einzurichten, um selbst zu produzieren.
Das Geld, das ich am Wochenende verdiente, steckte ich in Equipment.
Als das Studio dann so weit eingerichtet war, gründeten Pierre
und ich Hörspielmusik." Und drei Jahre später, wie
man weiß, das Label Utils, das für etwas härteren,
direkteren Sound steht und unter anderem auf szenebekannte Künstler
setzt, auf DJ Rush, Advent, Christian Morgenstern (r.i.p.), Funk
d'Void etc.
Marky und Pierre arbeiten derzeit an neuen Tracks. Material, das
auf unterschiedlichen Labels veröffentlicht werden soll. Kleiner
Tipp: Um sich von Markys Mixskills zu überzeugen, sollte man
unbedingt in die Mix-CDs "Heimfidelity" 3 und 5 (HoerSpielMusik)
hinein hören. Oder sich die auf Markys Homepage (www.djmarky.net)
frei zum Download verfügbaren Mixe herunterladen. Sie werden
jeden Monat erneuert. Es lohnt sich.